Montag, Juli 13, 2009

One Night in Seoul

Du magst Dich über die Umstände dieser Reise wundern oder Dich fragen, ob sich so etwas rechnet. Tut es. Ganz sicher. Das ist aber auch egal. Ich hatte von 20:00 bis 5:00 Uhr Zeit mir die Stadt anzuschauen und meine Reisevorbereitungszeit proportional angemessen. Zwanzig Minuten. Das hat gereicht, um ein Hotel zu buchen, eine Karte zu finden & auf das GPS zu laden und das Handy noch einmal aufzuladen. Letzteres wäre nicht nötig gewesen, denn in Korea gibt es kein Roaming, was sich eigentlich ein Segen ist aber dazu später mehr.

Eins mal vorab: Korea ist das totale Anfängerland, wenn Du Lust hast Asien zu bereisen. Die Sprache hört sich zwar lustig an, aber schon alleine wegen der Aussprache und der Schriftzeichen musst Du Dir eh keine Mühe geben davon etwas zu lernen. Das wird doch eh nichts. Auf der anderen Seite kann aber eine nicht gerade geringe Menge von Koreanern zumindest Bruchstücke von Englisch und sobald dass vorhanden ist nutzen die das auch gnadenlos. Für Geeks ist das traumhaft. Selbst wenn Du irgendwie den Fahrkartenautomaten verstehen könntest - Du musst Dich nur wie der letzte Depp davor stellen und es dauert keine 20 Sekunden bevor Du ein "May I help you?" hörst. Das ist ernst gemeint. Und so läuft das da immer. In jeder Lage hatte ich zwar das Gefühl sprachverloren zu sein, aber richtig verloren war ich nie (Dem räumlichen Verlorengehen stand das GPS entgegen).

Los geht's. Wenn ich nicht meine Sonderwünsche in Form von zwei Kisten mitgebracht hätte, wäre die Einreise ohne Probleme verlaufen. Und mal ganz ehrlich: Auch mit meinen mitgebrachten Wünschen waren die Zollbeamten WIRKLICH freundlich. Die Koreaner haben so was wie Service offensichtlich in der Grundschule *doll* Na gut irgendwann hatte ich dann auch meine To-Do-Liste abgearbeitet und ich konnte mich der Stadt widmen. Weil Sightseeing mit Gepäck blöd ist, sollte es erst einmal ins Hotel gehen ... und dazu muss ich erst mal in die Stadt.

Dumm nur, dass der Flughafen ähnlich nah an Seoul liegt wie Hahn an Frankfurt. Allerdings gibt's mehrere Möglichkeiten die Strecke hinter sich zu bringen. Da der Zollheini mir gesagt hat, das Executive Bus fahren die einfacherer Variante ist, hab ich mich für den ÖPNV entschieden. Spaß muss sein. Ich kann ja schließlich weder schreiben noch lesen noch sprechen *gg* Nun gut. Irgendwie hatte ich es an die richtige Haltestelle der Sub geschafft, aber trotz Adresse war das Hotel nicht so leicht ausfindig zu machen. Das lag daran, dass das Hotel erstens direkt neben einem Sheraton lag und jeder das kennt, aber niemand meins - das hab ich aber erst rausgefunden als ich da war - und zweitens konnte mit der Adresse kein Koreaner etwas anfangen. Auch Google Maps hat da eine falsche Position ausgespuckt. Blöd. Na gut - wie find' ich das jetzt? "May I help you?" der liebe Herr Hyun hat sich dann um mich gekümmert. Er hat ein Taxi rausgewunken, hat seine Tochter angerufen - die fließend Deutsch spricht - weil er kaum Englisch kann und hat so irgendwie rausbekommen wohin die Reise gehen muss. Er ist auch gleich mitgefahren und hat das Taxi bezahlt ... hey! wie cool ist das denn???? Ich hab ihn dann noch auf ein Drink eingeladen, was er angenommen hat aber auch nur einer, weil er ja eigentlich auf dem Heimweg war. Ich bin dann auch mal in dem W Seoul angekommen und hab meinen Krempel deponiert. Puh. Die korrekte Lösung für das Problem Hotel finden wäre übrigens am Flughafen an der Touriinfo fragen gewesen.

Dank nicht vorhandenem Roaming hatte ich jetzt also "richtig" Zeit ... naja ok ... ich konnte über das, was davon übrig war, frei verfügen. In der Generation "immer erreichbar" ist es auch einmal ganz angenehm zwangsoffline zu sein. Falls Du das niemals aushalten solltest, kannst Du Dir aber am Flughafen ein Handy mieten. Ich bin aber offline geblieben und gleich mal raus in den Wald, um mit einem milliardenteuren Amerikanischen Militärsatellitensystem eine Tupperdose zu suchen. Hat auch funktioniert. Danach mit der Sub wieder in die Stadt ... das Hotel war etwas außerhalb. Genau genommen war es vom Hotel aus näher nach Nordkorea, als bis zum Flughafen. Das ist kein Scherz. Seoul liegt nur 40 km von der Grenze entfernt. Egal. In der Stadt gibt's dann die typischen asiatischen Strassenküchen, wo allemöglichen Muttis Allesmögliche in undefinierte Brühen und Fette schmeißen, um das dann den Passanten in gewohnter Plastikschemeloptik zu kredenzen. Ich wollte eigentlich auch da was essen, aber ich hatte erstens kaum Hunger und viel wichtiger: Ich habe komischerweise keine Bude gefunden, die Geflügel statt Fisch im Angebot hatte. Kann aber auch sein, dass ich einfach nur Tomaten auf den Augen hatte.

Gegen Zwei Uhr morgens ging mir dann so langsam die Zeit des Schnupperkurses Seoul aus, so dass ich doch in Richtung Hotel aufgebrochen bin. Taxi fahren macht da echt Spaß, weil es günstig und richtig schnell ist ... prima. Die Hotelbar hatte dann leider auch schon zu, so dass ich mir eine halbe Mütze Schlaf gegönnt habe ... tja ... ab fünf Uhr war dann sowieso der Start der Heimreise und vor allem auch der Start meines Tages mit 25h Tageslicht, aber unterm Strich war's ganz gut.

Da flieg' ich nochmal hin. Schönes Land. Nette Menschen

One Night in Seoul